Werte – Ethik – Moral – Glaubenssätze

Warum habe ich für mich eine Ethik erarbeitet?

Gerade in der heutigen Zeit, in der die Welt immer unübersichtlicher wird, in der man denkt es gerät alles aus den Fugen, heute ist es wichtiger denn je, dass man sich an einem Gerüst entlang hangeln kann, dass man so etwas wie einen inneren Kompass hat der einem Sicherheit gibt.

Die meisten Menschen haben so etwas Ähnliches von zu Hause mitbekommen. Ein System bei dem man zwischen richtig und falsch bzw. zwischen gut und böse unterscheidet. Nur dabei handelt es sich gerade nicht um eine Ethik.

Moral ist etwas, was uns durch Prägung und Vorleben von außen mitgegeben wurde.

Geprägt durch Elternhaus, Schule und Kirche haben wir Moralvorstellungen entwickelt. Dies geschah schon lange bevor wir anfangen konnten kritisch zu hinterfragen oder überhaupt die Möglichkeit hatten zu erahnen, dass es vielleicht auch Alternativen gibt.

So haben wir z.B. zu Hause gelernt, dass es wichtig und gut ist ehrlich zu sein. Haben aber oftmals gemerkt, dass auch die Eltern oder die Lehrer nicht ehrlich sind. Und wenn man selbst an der falschen Stelle ehrlich war dann hatte das vielleicht sogar negative Konsequenzen.

Oder es herrschte in unserem Elternhaus die Moralvorstellung, dass Sex vor der Ehe (meist galt diese Moral nur für Frauen) etwas Schlechtes ist. Ob ein Zitat von Oscar Wilde an dieser Stelle angebracht ist, kannst Du selbst entscheiden: „Die Moral ist immer die letzte Zuflucht von Leuten, die die Schönheit nicht begreifen.“

Und je nachdem wie Deine innere Reaktion jetzt gerade ausgefallen ist, kannst Du erkennen, ob auch Du in dieser Moralvorstellung (Sex vor der Ehe ist nicht gut) verhaftet bist.

Eine weitere Prägung in unserer frühesten Kindheit erfolgt durch früh gelernte und erlebte Glaubenssätze. „Geld macht nicht glücklich.“ „Das Leben ist schwer.“ „Alle Männer sind Schweine.“

Erfahren wir dann im Laufe unseres Lebens immer wieder mal Bestätigungen dafür, dann ist es nicht so einfach diese Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen.

Als erwachsener und bewusster Mensch habe ich nun die Möglichkeit mir selbst gewählte und erarbeitete Werte zu schaffen. Hierbei ist es allerdings nicht damit getan, dass man sich einfach den Wert „Treue“ auf die Fahne schreibt. Sondern man muss für sich, selbstkritisch und bewusst erarbeiten: was bedeutet Treue für mich und bin ich wirklich bereit es genauso zu leben.

Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, dass man all seine Ansprüche schon zu 100 Prozent erfüllt. Aber dieser aufgestellte Wert ist dann so etwas wie ein Leuchtfeuer an dem man sich messen lassen kann und dem man sich optimalerweise immer weiter annähert. Das ist herausfordernd und beglückend zugleich.

Denn wenn man einmal das Erlebnis hatte, dass man sich selbst und seinem Wert treu geblieben ist – trotz so manch einer Verlockung – spätestens dann ist man erfüllt von Selbstwert und Eigenliebe.

Macht man sich nun die Mühe und erstellt sich eine ganze Liste von Werten, dann hat man eine Ethik. Dabei ist es anfangs nicht erforderlich eine riesige Ansammlung zu erstellen. Lieber etwas weniger, dafür aber jeden Wert ganz klar und für einen selbst begründbar.

So kann man also eigentlich ganz einfach zusammenfassen:

Moral ist etwas, was uns durch Prägung und Vorleben von außen mitgegeben wurde. Hier hatte man oft nicht die Möglichkeit selbst in dem Entscheidungsprozess mitzuwirken. Das Gleiche gilt auch für tief sitzende Glaubenssätze.

Und Ethik ist eine selbst gewählte, durch denken und fühlen entstandene Auswahl von Werten die einem wichtig sind und die nicht mehr unbedingt mit den traditionellen Moralvorstellungen aus unserer Kindheit zu tun haben.

Natürlich gibt es auch die Variante dass bestimmte Moralvorstellungen mit selbst erstellten Werten übereinstimmen. In dem Fall sollte es dann nicht zu inneren Konflikten kommen. Dann ist alles „sonnenklar“

Denn hat man sich gerade einen Wert erarbeitet der vielleicht den Moralvorstellungen aus dem Elternhaus widerspricht, dann kann es schon mal vorkommen, dass man etwas tut wovon man überzeugt ist, dass es gut und richtig ist, aber irgendetwas tief in uns fühlt sich so an als wäre es falsch. Hier ist man einem alten Glaubenssatz oder der Moral auf der Spur.

Die hohe Kunst ist es, nun seine eigene Ethik zu erstellen und dann so nach und nach ins eigene Leben zu integrieren.